"Kleine Seelen - großer Schmerz."

“Sternenkind” von Perlregen
Sterneneltern Saarland e.V.

Bild von Dein Sternenkind Stiftung www.dein-sternenkind.eu


 

Mai 2022

Berührt und inspiriert von der am 21. Mai in Baden stattgefundenen Fachtagung zum Thema “Kleine Seelen - großer Schmerz” zum Thema Sternenkinder, möchte auch ich daran teilhaben das Schicksal von Sterneneltern sichtbarer zu machen.

Ich durfte in den vergangen Jahren selbst Menschen begleiten, die die schmerzvolle Erfahrung gemacht haben, vor, während oder kurz nach der Geburt ein oder mehrere Kinder versterben zu erleben. Diese Eltern und Angehörige brauchen nach so einem traurigen und einschneidenden Erlebnis Beistand und Begleitung.

Für Eltern ist diese Erfahrung sehr schwer zu verkraften und kann zu einer lebenslangen Belastung führen. Es wird kaum über diesen schweren Schicksalsschlag gesprochen und viele Mütter und Väter fühlen sich allein gelassen mit ihren Gefühlen.

Die Fachtagung in Baden brachte Fachpersonal zusammen. Ärzte, Hebammen und Sternenkindfotografen*Innen waren anwesend und Dank der HOSPIZ Bewegung Baden, als Organisator dieser Veranstaltung, ist es gelungen, sich auszutauschen, zu vernetzen und das Thema in einer berührenden und auch fachlich kompetenten Art und Weise respektvoll zu behandeln.

Frau Dr. Marcella Schamp, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe erklärte aus medizinischer Sicht das Thema von der Diagnosestellung bis zur Verabschiedung und die damit verbundenen Herausforderungen für betroffene Eltern, aber auch für Ärzt*innen und das betreuende Personal.

Unterschied Fehl- und Totgeburt:

Rechtlich wird zwischen Fehl- und Totgeburt unterschieden. Eine Fehlgeburt liegt vor, wenn das Kind mit weniger als 500 g tot zur Welt kommt. Es sind keine Lebenszeichen vorhanden (weder das Einsetzen der Atmung noch Herzschlag, Pulsation der Nabelschnur oder deutliche Bewegung willkürlicher Muskeln)
Ab 500 g wird von einer
Totgeburt gesprochen. Es sind keine Lebenszeichen vorhanden (weder das Einsetzen der Atmung noch Herzschlag, Pulsation der Nabelschnur oder deutliche Bewegung willkürlicher Muskeln)
Als
Lebendgeburt gilt die Geburt eines Kindes, bei dem entweder die Atmung eingesetzt hat oder irgendein anderes Lebenszeichen erkennbar ist, wie Herzschlag, Pulsation der Nabelschnur oder deutliche Bewegung willkürlicher Muskeln, gleichgültig, ob die Nabelschnur durchgeschnitten ist oder nicht oder ob die Plazenta ausgestoßen ist oder nicht (das Gewicht des Kindes ist dabei nicht relevant).
(Quelle: österreichisches Hebammengesetz)

Bestattung von Sternenkindern

Für tot geborene und direkt nach der Geburt verstorbene Kinder besteht in ganz Österreich eine Bestattungspflicht

Für fehlgeborene Kinder gilt in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, der Steiermark und Vorarlberg eine Bestattungspflicht. In Kärnten, Burgenland und Tirol besteht für fehlgeborene Kinder ein Bestattungsrecht.

Ein markiertes Grab gibt den Betroffenen einen Ort, an dem Trauer ausgelebt werden kann. Wenn das Kind nicht von den Eltern beerdigt wird, trägt das Krankenhaus dafür Sorge.

Die Möglichkeiten einer individuellen Trauerfeier oder Verabschiedung sind vielfältig. Bestattungsunternehmen erteilen nähere Informationen.

Bei der Diagnostik wird beiden Eltern Blut entnommen und auf Auffälligkeiten im Erbgut untersucht, die u.a. Trisomien verursachen können (Trisomie 13 (Pätau-Syndrom), Trisomie 18 (Edwards-Syndrom), Trisomie 21 (Down-Syndrom), Triploidie usw.). Es gibt noch weitere Ursachen, die für eine Fehl-/Totgeburt verantwortlich sein können.

Ein Gespräch mit einer Ärztin/einem Arzt kann die unterschiedlichen diagnostischen Mittel und Wege aufzeigen.

Eine Diagnose bedeutet nicht gleich Abbruch. Eltern stehen Aufklärungsgespräche, Untersuchungen, fachlich kompetente Begleitungen und Therapieformen zu.

Dein Sternenkind Stiftung - Sternenkindfotografie

Ganz wichtig ist es, sich Zeit zu nehmen und respektvolle Begleitung und Beratung zu erfahren.

Manche Eltern haben nachdem sie erfahren haben, dass ihr Kind bald sterben wird oder bereits verstorben ist, den Wunsch nach einer „schnellen Lösung“ da die Belastung oft zu groß ist. Eine sofortige Einleitung der Geburt oder ein Kaiserschnitt erscheinen ihnen dann vielleicht als einzig mögliche Lösung.

Mittlerweile sprechen Erfahrungen aber dafür, nichts zu überstürzen, die Entscheidung sorgfältig zu überdenken und mit einer Hebamme und ärztlicher Begleitung alle Möglichkeiten zu überdenken. Eine zu rasch vollzogene Trennung vom Kind kann Eltern das Abschiednehmen erschweren und sie später noch mehr belasten.

Dem natürlichen Weg zu folgen und die Geburt abzuwarten, sofern keine Gefährdung der Mutter besteht, macht es unter Umständen möglich mit dem Ereignis und der Trauer langfristig besser umgehen zu können. Vielleicht kann die Geburt, das Abschied nehmen und Annehmen der Geschehnisse in liebevoller Begleitung den Abschied in ein unvergessliches Erlebnis formen, das als Teil der Familie bleiben und die Erinnerung sein darf.

Das St. Josef Krankenhaus Wien bietet Perinatale Palliativbetreuung und unterstützt betroffene Eltern ab dem Zeitpunkt der Diagnose bis zum Moment des Abschiednehmens. Im Sinne der palliativen Betreuung steht bei den betroffenen Neugeborenen nach der Geburt nicht die Verlängerung der Lebenszeit um jeden Preis, sondern die bestmögliche Lebensqualität und das Befinden des Kindes sowie dessen Familie im Vordergrund.

Stille Geburten, die besonders liebevoll und Dank Hebammen, GynälologInnen, Doulas, SeelsorgerInnen und PsychologInnen begleitet werden, ermöglichen durch die Begleitung das Eingehen auf die Bedürfnisse und Wünsche der Frauen und ihrer Familien und eine einfühlsame Betreuung in dieser schwierigen Situation.

Am Hütteldorfer Friedhof können die kleinen Menschen trotz des frühen Todes mit Würde verabschiedet werden. Das St. Josef Krankenhaus hat eine eigene Grabstätte für still geborene Kinder eingerichtet.

In Wien gibt es auch das MOMO - Kinderhospiz und Kinderpalliativteam das beratend und unterstützend zur Seite steht.


Eintragung ins Personenstandsregisters für Babys unter 500g möglich

Ab 1.4.2017 kann man auch Babys unter 500g Geburtsgewicht beurkunden lassen. Das heißt, man kann dem Kind offiziell einen Namen geben. Dies erfolgt freiwillig und ist auch rückwirkend ohne zeitliche Einschränkung möglich, ohne zeitliche Begrenzung! Man benötigt hierfür eine ärztliche Bestätigung, dass man eine Fehlgeburt hatte, das Geschlecht muss noch nicht bekannt gewesen sein. Selbstverständlich ist dieses Dokument kostenlos.

 

Der Verein Regenbogen bietet übersichtlich viele wichtige Informationen zu allem Hilfreichen in dieser Situation, Bestattungsmöglichkeiten, Selbsthilfegruppen und Literatur.

 

Renate Hlauschek, MMSc, Geschäftsführung MOKI NÖ und der 4 KI-JU-PALL Teams www.noe.moki.at und Dr. Daniela Paulsen, Oberärztin Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde LK Baden-Mödling stellten während der Fachtagung die Perinatale Palliativversorgung im LK Mödling und die Begleitung der KI-JU-PALL Teams danach vor.

Das Hilfsangebot für Eltern, die während der Schwangerschaft von einer lebensverkürzenden Krankheit ihres Kindes erfahren und sich für die Fortführung ihrer Schwangerschaft entscheiden, beginnt unterstützend von der Diagnose an über die Geburt und den Tod hinaus. Ein beeindruckend einfühlsames Miteinander an ÄrztenInnen, Hebammen und Pflegepersonal das diese Palliativversorgung hervorhebt.

 

Margarete Wana, Hebamme in Wien, www.zuhausegeboren.at hat anschließend einen außergewöhnlich berührenden Vortrag gehalten und über “Die stille Geburt zuhause” referiert.
Sie begleitet frühe Fehlgeburten und stille Geburten im 2. oder 3. Trimenon und das bedeutet eine besondere Betreuungssituation. Als Hebamme stellt sie sich vielen Herausforderungen um die Eltern bestmöglich begleiten zu können.

 

Vera & Rainer Juriatti, Sternenkindeltern, Sternenkindautor*innen und Sternenkindfotografierende www.mein-sternenkind.net bildeten die berührenden und beeindruckenden Abschlussvortragenden dieses so wichtigen Tages.

Als fünffache Sternenkindeltern arbeiten sie seit vielen Jahren ehrenamtlich als Sternenkindfotografierende, haben im Jahr 2021 die “Sternenkindbox” ins Leben gerufen und mit ihren eindrucksvollen, berührenden und emotionalen Bildern öffnen sie die Herzen der Menschen.

So wichtig ist ihr Tun und ich bin sehr dankbar diese Menschen kennengelernt zu haben.

Die “Sternenkindbox”, die jede Frau, die eine stille Geburt zu verkraften hat, erhält und Servicekarten für die Zeit nach dem Klinikaufenthalt, tröstende Ritualkarten um die kurze Zeit mit ihrem verstorbenen Kind mit tröstlichen Erinnerungen zu füllen und Sternenkindbücher enthält, liegt bei mir in der Praxis auf.

 
 

Auch vertreten bei der Tagung war der so wichtige Verein Pusteblume der sich österreichweit der Förderung der professionellen Beratung und Begleitung bei Fehlgeburt und perinatalem Kindstod widmet. Der Verein setzt wertvolle Zeichen von Würde, bietet Kleidung für zu früh verstorbene Kinder und eine Vielzahl an Unterstützungsmöglichkeiten. Danke Simone Strobl, Gründerin und Vorsitzende des ‚Verein Pusteblume‘, Leiterin der Selbsthilfegruppe ‚Ein Hauch von Leben‘, Ansprechpartnerin Österreich von ‚Dein Sternenkind Stiftung‘, Einzelunternehmerin ‚ Netzwerk Pusteblume‘ für diese wertvolle und wichtige Arbeit!

 

Ich unterstütze mit meinen Möglichkeiten und das immer mit Fokus auf die Wünsche der Eltern.

Als Doula begleite ich Stille Geburten (immer nach Absprache mit Hebammen & Ärzten*Innen) und bereits in der Schwangerschaft kann ich hilfreich als Shiatsu Praktikerin unterstützen. Ein geschützter Raum indem “einfach sein” und der Versuch des Annehmens der Geschehnisse in liebevoller Begleitung möglich wird. Ebenso stehe ich für die Zeit “danach” zur Verfügung um das “Wie geht es weiter?” zu erleichtern und einen möglichen folgenden Kinderwunsch zu begleiten.

Für mich bedeuten diese Begleitungen tiefes Vertrauen und in der Trauer, die Liebe fortsetzen zu dürfen. Jede Mutter, jedes betroffene Elternpaar, individuell mit ihren und seinen Entscheidungen, Wünschen und Anliegen begegnen und in einer unaufdringlichen und liebevollen Art sanft zu begleiten. Das ist mein Herzensanliegen.

Ich biete auch eine Leihbibliothek für Bücher, die in dieser Zeit eine Hilfestellung sein können:

Gabriella Erber