Baba 2021 - Was nehme ich mit. Was lasse ich los.

31. Dezember 2021

Was warst du bloß für ein Jahr.

2021.

Ich weiß nicht recht, wo ich dich hin tun soll.

Es war viel Ausprobieren, sehr viel Erkenntnis, Einiges an Verabschiedung und Loslassen und dennoch so viel an Dankbarkeit, Innehalten und Demut.

Das Experiment “ins Vertrauen gehen” ist größtenteils gelungen und dazu gleich etwas mehr, denn ich werde sehr oft gefragt, wie das gelingt. Was ist das eigentlich?
Ins Vertrauen gehen. Ruhig bleiben. Weitergehen.

Mir hilft oft ein kurzer Rückblick auf Phasen meines Lebens, die außerordentlich schwer waren. Wenn ich ehrlich bin, hat das Überstehen schwieriger Zeiten schon in meiner Kindheit begonnen und mich bis ins Heute geprägt. Ich war nie verwurzelt, übersiedelte oft, arbeitete von Kindheit an und fand sehr bald schon heraus, dass das einzige Zuhause, das ich wohlig und fein gestalten kann, bei mir selbst ist. Nur bei mir selbst. Denn ich bin 24 Stunden mit mir zu Hause. In meinem Zuhause.
Hier bei mir habe ich die Freiheit alles so zu gestalten, dass ich mich damit wohl fühle.

Unsere Sinne erfahren im Laufe ihres Daseins ebenso eine gewisse Prägung, wie unser “Bauchgefühl”, unsere Intuition und damit unsere Ganzheit. Wann kann ich mich entspannt im Leben zurück lehnen und nichts im Außen kann mich erschüttern oder mich zweifeln lassen, es zu schaffen?
Was brauche ich tatsächlich zum Leben?
Ist es Glitzer und Glamour und Bling Bling oder ehrlicher Zusammenhalt mit der Besinnung auf das Wesentliche, das auch in einem Zelt im Freien gelebt werden könnte?

Klar, einfacher ist es, hat man die Einfachheit schon einmal erlebt. Mit wenig auskommen ist mir in die Wiege gelegt worden und als meine Kinder klein waren und schwierige Umstände unser Leben begleitet haben, ist es uns auch gelungen, weiter zu gehen. Dieser Rückblick hilft mir auch in der Gegenwart und stärkt das Vertrauen in mich selbst, es immer irgendwie zu schaffen. Damals waren die Kinder mein Grund früh aufzustehen und kraftvoll den Tag zu gestalten. Im Heute bin ich es selbst, die sich das Geschenk macht, den Tag früh zu beginnen und dem Leben Inhalt zu geben. Ein großes Dankeschön an mich selbst und an das Leben.
Auch mein Umfeld, das sich im Laufe der Jahre mit verändert hat, ist eine wichtige Kraftquelle geworden. Der Austausch mit Herzensmenschen, die Möglichkeit ehrlich und wertschätzend im Umgang zu sein und Unterstützung zuzulassen, bereichern mein Leben in einer Art, die Geld und Materielles niemals erreichen könnten.

Mittlerweile vertraue ich mir, es zu schaffen, ganz gleich wie sich die Umstände im Außen gestalten. Und so bin ich dir nicht bös’ liebes 2021, dass du mich wieder so hart auf die Probe gestellt hast.

Ich lasse dich mit einer Prise Leichtigkeit gehen, gebe dir Dinge, die mir nicht gut getan haben mit und auch Menschen, die nicht ehrlich waren mit mir, darfst du mitnehmen. Ich lasse los und das in Vergebung und Dankbarkeit.
Mein Herz hat mir auch in diesem Jahr geholfen, recht schnell heraus zu finden, was nicht stimmig ist und nicht zu meinem Leben passt. Meinem Gespür, meinen Impulsen, meiner Intuition…ich dank’ euch so, dass ihr mich gut begleitet habt in diesem herausforderndem Jahr. Ich habe euch vertraut und es ist gut gegangen. Das rechtzeitige Erkennen von Umständen, die mir nicht gut tun und meine Energie rauben, das in Bewegung bleiben, verändern und verabschieden, so schwer es im Moment fällt, so viel Erleichterung bringt es dann wieder im weiteren Verlauf.
Ich glaube, die Akzeptanz, dass wir im ständigen Fluss der bewegten Veränderung sind und uns wie auf hoher See über Wellen segelnd begleiten und manchmal das Ufer erkennen, kurz anlegen und dann wieder auf dem Schiff des Lebens weitersegeln, hilft mir sehr. Das Zulassen von Emotionen, die uns dabei manchmal überrollen, ist ebenso mit an Bord.

Ich erlebe sehr oft, wie Menschen Vieles zurück halten, im Schein von Wohlstand und Materiellem untergehen und dabei ehrlichen Ausdruck von Zurückgehaltenem nicht wagen. Was bringt das? Langfristig wohl Unwohlsein, Krankheit und oft jahrelang aufgestaute Frustration, die sich im Detail dann auch in Wellen nach Außen tragen, aber nie das Ufer erreichen.
Leider kein “ins Vertrauen gehen”, keinen Impulsen folgen oder langanhaltende Zufriedenheit erreichen.

Vielleicht hat die Pandemie auch die Aufgabe Vieles an die Oberfläche zu befördern und Menschen zu zeigen, dass der Kern des Lebens so simpel und klar ist und in keinster Weise mit materiellen Errungenschaften zu tun hat.

Ich habe auch heuer gelernt, eine bestimmte Vorstellung, wie das Leben zu sein hat, los zu lassen. Mein Versuch, zu akzeptieren, dass das Leben nicht so laufen muss, wie sich das der Kopf ausmalt, ist gelungen und das Vertrauen, dass zu jeder Zeit das Richtige passiert und sich das Leben auf vollkommene Weise entfalten darf, Dinge sich entwickeln dürfen, sozusagen „im Flow“, durfte weiter wachsen.

Jeden Tag neu beginnen ohne sicher zu sein, alles zu wissen, von Erwartungen los gelöst und den Verstand die Möglichkeit geben, nicht alles gleich zu verstehen um rückwirkend für manche Dinge Klarheit zu bekommen um festzustellen, dass es gut war, so wie es gelaufen ist, ist nicht einfach. Aber wesentlich leichter als ständig Schwere und Ausweglosigkeit mit im Gepäck zu haben. Die Überzeugung, dass alles gut wird, ist manchmal eine Vision, die schwer erreichbar scheint, aber dennoch, im Herzerl’ spürt es sich leichter an als den Riegel der Dunkelheit vorzuschieben und Pessimismus zu streuen.

Kontrolle loslassen und Vertrauen ins Leben entwickeln ist eine schwierige Hürde, da Sicherheit ein menschliches Grundbedürfnis darstellt. Alles muss doppelt und dreifach abgesichert sein und zusätzlich braucht es im Depot noch mehr Materielles um über die Runden zu kommen. Letztendlich stellt sich aber das Erreichen all dieser “Sicherheiten” als große Herausforderung dar, die oft Stress, Überarbeitung und ein ausgebrannt sein mit sich bringen. Ein hoher Preis den die Menschheit für etwas zahlt, das sich in der heutigen unsicheren Zeit oft als Fake heraus stellt. Alles wartet auf ein Morgen dessen Fragwürdigkeit im Detail liegt und einer Sicherheit mit Perspektive fehlt.

Stattdessen könnten wir an einer vereinfachten aber lebenswerteren Freude im Jetzt arbeiten oder? Wie kann man Mitten in einer Pandemie ins Vertrauen gehen, das Gute leben oder Freude im Detail finden? Ich habe mir die Fragen sehr oft im Jahr 2021 gestellt und Neues ausprobiert. Jeder Tag birgt die große Chance Abenteuer zu leben und Begegnung auf Augenhöhe (in Masken-Zeiten finde ich passt der Begriff einmal mehr) zuzulassen. Aus einer kleinen Herzenstat kann Großes entstehen und die kleinen Wundermomente die der Seele gut tun, bereichern mehr als jeder Euro.

Ich erwarte nicht, dass nur Schönes und Gutes passiert. Ich schätze schöne Momente ohne Ende und mit viel Herz, aber ich nehme auch schwierige Situationen an um daraus zu lernen und zu wachsen.

Auch wenn mir schon viele schlimme Dinge passiert sind, gebe ich nicht auf, dass das Leben das Beste für mich möchte. Ich habe gelernt, aus dem Misstrauen zu gehen, obwohl mir nicht jeder Mensch Gutes gegönnt hat und auch wenn das Leben Stolpersteine mit sich bringt, die fordern, meint es das Leben letztendlich gut mit mir.

Weitergehen ist die Zauberformel. Nicht Stehenbleiben.
Annehmen was ist und Zulassen was wir nicht wissen, das kommt.
Offenbleiben obwohl wir zusperren müssen.
Dankbarsein auch wenn Verluste damit einher gehen.
Ehrlich sein miteinander auch wenn manche eine Ehrlichkeitsunverträglichkeit haben.
Zuversicht ohne Perspektive wagen.


Vertrauen in sich selbst bedeutet nicht mehr, als sich liebevoll selbst an der Hand nehmen und den Weg weiter gehen ohne den Plan ständig in der Hand zu halten.

In diesem Sinn gehe ich mit viel Zuversicht und Vertrauen ins Neue und stelle mich möglichen weiteren Hürden mit Mut und Freude um weiter daran zu wachsen. Ich freue mich auf alle Begegnungen und sage Danke für das Vertrauen, das mir entgegen gebracht wird. Es bedeutet mir alles und noch mehr.

Alles Liebe, Gute und Wohltuende, getunkt in Vertrauen und Herzenswohl, bis bald, eure Gabriella

Danke liebe Pia für diesen zauberhaften Wünsch’ dir was Stern.

Gabriella Erber